Scheckübergabe und Rückblick auf ein Jahr FemJa
Ein Jahr FemJa – ein anonymer Schutzort für junge Frauen
Im Januar 2016 ging es endlich los: FemJa konnte die ersten jungen, volljährigen Frauen in Not in ihren frisch eingerichteten Schutzwohnungen aufnehmen. Das lange und intensiv geplante Projekt sollte mit dem Inkrafttreten der Leistungsvereinbarung des Jugend- und Sozialamtes seine Praxistauglichkeit zeigen. Hatten wir konzeptionell alles bedacht? Waren 6 Plätze ausreichend? Stimmten die Regeln, Abläufe und Dienstpläne mit den Bedürfnissen der Frauen überein? An welchen Stellen mussten wir unsere Konzepte noch umdenken, anpassen, vertiefen? Eine spannende Zeit für die drei Mitarbeiterinnen, den Verein und auch für die Frauen stand an!
Unsere Erfahrungen und Arbeitsweise
Wir können nun auf ein Jahr FemJa zurückblicken und sagen, dass das Angebot einer anonymen Schutzeinrichtung für die Altersgruppe 18 bis 21 ein notwendiges und von allen Seiten sehr begrüßtes Angebot ist. Insgesamt gab es 96 Anfragen von jungen Frauen im ersten Jahr, wovon wir 14 aufnehmen, unterstützen und in ein selbstständiges Leben begleiten konnten. Den Weg zu uns finden die meisten jungen Frauen entweder selbst über Internetrecherche, über Beratungsstellen, Frauenhäuser oder auch direkt über das Jugendamt. Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind vielfältig. Wir bieten mit unseren Schutzwohnungen einen sicheren Ort, an dem die Frauen zur Ruhe kommen und Atem holen können. Wir unterstützen die Frauen, indem wir mit ihnen zusammen Perspektiven für eine eigene, selbstständige Zukunft entwickeln. Dazu gehören zum einen berufliche Perspektiven zu entwickeln, persönliche Kompetenzen zu erkennen und zu stärken, aber auch der Umgang mit Geld, Haushaltsführung, mit Amtsgängen und bürokratischen Abläufen. Darüber hinaus stehen wir den Frauen pädagogisch und beratend zur Seite. Unsere Netzwerke über die Arbeitskreise und Kooperationen mit anderen Institutionen kommen hierbei den Frauen zugute.
Wofür wir Spendengelder benötigen – und wie BeA-Stiftung FemJa unterstützt hat
Die meisten Frauen sind in einer akuten Krise, wenn sie sich bei uns melden und benötigen eine zeitnahe Perspektive und Schutz. Die häufigsten Krisengründe sind physische und psychische Gewalterfahrungen im Elternhaus, die Androhung von Zwangsheirat, Kultur- und Familienkonflikte, Vernachlässigung und manchmal auch akute Wohnungslosigkeit. Bei einer ersten Kontaktaufnahme mit FemJa beraten wir die Frauen oder die für sie anrufenden Personen, sich an das für sie zuständige Jugendamt zu wenden. Dort kann Hilfe für junge Volljährige nach §41 SGB VIII beantragt werden. Nur mit einer Kostenzusage vom Jugendamt können wir die Frauen bei uns aufnehmen. An dieser Stelle hat sich trotz der Unterstützung der Jugendämter ein noch nicht gedeckter Bedarf aufgetan: Der Zeitraum zwischen Antragsstellung beim Jugendamt und Zusage der Kostenübernahme ist bisher nicht abgedeckt. Das bedeutet, dass es für diesen wichtigen Zeitraum des Clearings sowie der Krisenintervention keine Finanzierung gibt. Im ersten Jahr wurde diese Lücke zum Teil über Spenden geschlossen. Hier sind auch die Gelder der BeA-Stiftung eingesetzt worden.
Aufnahme einer jungen, von Gewalt bedrohten Frau vor Weihnachten 2016
Dank der BeA-Stiftung
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen 2016 ist ein Platz bei FemJa freigeworden. Erneut standen wir vor der Herausforderung, diesen Platz schnellst möglich zu belegen und eine Finanzierung über das Jugendamt zu erhalten. In diesen Tagen meldete sich Elif A. (Name geändert), 18 Jahre, verzweifelt bei FemJa. Elif hält es bei ihrer Familie keinen Tag länger aus: Durch ihren Bruder erfährt sie Gewalt, von ihren Eltern wird sie seit vielen Jahren in jeglicher Freiheit beschnitten. Dank der Stiftungsmittel der BeA-Stiftung (3.824,00 Euro) können die Pädagoginnen Elif direkt bei FemJa aufnehmen: Die Stiftungsmittel decken ca. 4 Wochen in der Einrichtung (pädagogische Betreuung, Mietkosten etc.); in dieser Zeit können die Pädagoginnen gemeinsam mit der jungen Frau Gespräche mit dem Jugendamt führen und den Antrag auf Jugendhilfe stellen. Elif ist überglücklich über diese Möglichkeit, sie integriert sich rasch in die anonyme Wohngemeinschaft FemJa und hat endlich die Chance, gemeinsam mit den Pädagoginnen und dem Jugendamt an einer Perspektive auf ein eigenes, selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt zu arbeiten. „FemJa hat mir die Möglichkeit gegeben, endlich ein glückliches und angstfreies Leben zu führen“, sagt Elif. Und der Plan geht auf: Durch die Unterstützung der FemJa-Kolleginnen werden ihr zunächst 3 Monate Jugendhilfe gewährt bekommen. An einer Verlängerung der Jugendhilfe arbeiten die Pädagoginnen mit ihr zurzeit.
Danke an die BeA-Stiftung!
Hiermit bedanken wir uns im Namen des gesamten Mädchenhaus-Teams und von Elif für Ihre großartige Unterstützung durch Stiftungsmittel. Spender_Innen wie Sie ermöglichen es uns, jungen Frauen, die Gewalt erfahren unbürokratisch und schnell zu helfen!
Einblicke in die Arbeit der Einrichtung